My semester abroad in Toronto

Dienstag, 11. September 2012

Kinobesuch mit Brokkoli...

Die Tage ziehen nur so an mir vorbei. Andauernd passiert etwas. Und die nette und offene Art der Leute hier macht mich schier verrückt. Im positiven Sinne.
Und nun sitze ich da. Mit einer Tasse Tee und Jack Johnson im Ohr, sammle meine Gedanken und lasse die letzten Tage wieder mal Revue passieren.

Als ich anfing zu bloggen, dachte ich eigentlich, dass das ganze in einer Art Berichterstattung für Freunde, Familie und sonstige Interessenten zuhause wird. Mittlerweile merke ich, dass es viel mehr mein persönliches Reisetagebuch wird... und freue mich schon jetzt drauf, mir das ganze in einigen Jahren mal wieder durchzulesen.
Aber: Viel wichtiger ist, das Jetzt zu erleben. Und das Jetzt ist mein Auslandssemester, das sich bisher wirklich wunderbar gestaltet hat :).

Mittlerweile habe ich mir angewöhnt, so viel mit der Kamera bzw. auch mit der Handykamera estzuhalten, wie es geht. Das macht es eindeutig einfacher sich an die erlebten Dinge zurückzuerinnern.

Also.. hier meine (spannenden) Erlebnisse der letzten Tage in Bullets:
  • eine etwas alternativere Stadtführung durch China Town und Kensington Market. Unser Guide war Paul :) (er ist ein sogenannter Toronto Greeter; ein Programm, bei dem Freiwillige die Stadt kostenlos zeigen)
  • meine erste Uniwoche inklusive einiger Stundenplanänderungen
  • der rote Teppich mit Kristen Stewart direkt neben meinem Vorlesungsgebäude. die tiff (toronto's international film festival) ist da!
  • Picninc&Parade. Kostenlose Burger und die alljährliche Parade der Ryerson-Studenten durch die Innenstadt
  • Einweihung des Mattamy Athelitc Centers. Als "Krönung" kamen vier Musicacts verschiedenster Musikrichtungen, unter anderem Sean Kingston
  • Erster Besuch eines LCBO-Ladens (nur hier können alkoholische Getränke gekauft werden!) und heftigster Schockmoment aller Beteiligten als der Boden der braunen Tüte riss und das Neuerworbene auf den Asphalt knallte :.D
  • meine ersten (kostenlose) Eishockey-Spiele.
  • erster (kostenloser) Clubbesuch... Irgendwelche Unterstellungen ich unterläge schwäbischen Anwandlungen (mehrfacher Erwähnung des Wortes "kostenlos") bitte ich zu unterlassen. Da der ganze Rest hier aber echt wirklich total unschwäbisch ist, freue ich mich wirklich jedes Mal wie ein alter Stuttgarter, wenn es mal was fa umme gibt.
  • Mit Brokkoli im 1250-Mann-Kinosaal
  • Japanischessen mit Internationals

Sorry, ungern spreche ich es aus, aber Bilder bleiben heute nur schnuddelig bzw. gar nicht bearbeitet. Schöne Bilder gibt's später dann auf meiner flickr-Seite.

Toronto Greeters.
Wir trafen uns mit Paul in der City Hall of Toronto, also dem Rathaus.



Paul war ein motivierter Frührentner in seinen geschätzten 50ern. Der Typ war einfach goldig mit Onkel-Potential. Er war stets bemüht uns alles zu zeigen. Und keine Ahnung. Ich musste ihn einfach sofort ins Herz schließen. Kanns gar nicht beschreiben. Ich komm einfach noch nicht auf die Freundlichkeit hier klar. Warum bin ich manchmal einfach so überemotional...
Er führte uns zuerst durch ein Kinderkrankenhaus (sick kids). Dort durfte man leider keine Bilder machen. Aber es war wirklich genial. Die Kiddies dort leben in einer Art Paradies. Spielecken, Essen, Süßigkeiten, superschöne Gestaltung der ganzen Anlage, hauseigenes Kino, Mama-/Papa-Betten im Krankenzimmer selbst. Alles was ein Kinderherz begehrt und braucht um wieder schnell zu genesen.
Paul erzählte uns noch einiges andere über die Stadt und die kanadische Regierung an sich. Das Gesundheitssystem ist hier, ähnlich wie in Deutschland, total ausgereift. Die Krankenhäuser haben einen hohen Standard. Alles etwas anders als ein paar km südlicher, in den USA. Die Kanadier vertrauen in ihren Staat und Paul als Lefty ("Linker") findet es deswegen auch wichtig mit den Steuern das ganze Sozialsystem zu erhalten und liebt seine Stadt. Besonders China Town.
Dort ging es danach hin :). Er zeigte uns seine Lieblingsrestaurants und -ecken. Als Fotografie-Fan schoss er auch einige Gruppenbilder, die mir allerdings leider noch nicht in die Hände gekommen sind.
Für die Stuttgarter ;)
"Zu hässlich um auf den Strich zu gehen, zu dumm um zu stehlen."
Weiter gings nach Kensington Market. Bisher mein absolutes Lieblingsviertel. Viele alternative Läden, frisches Obst, bepflanzte Autos und sonst nur so von Kunst sprotzend. Und man mag es kaum glauben, aber hier gibt es auch Coffeeshops. Ob das Ganze hier so legal ist, wie uns Paul prophezeit hat, bin ich mir aktuell noch nicht sicher. Vielleicht finde ich das noch raus.
Coffeeshop



"Nimm mich. Ich bin kostenlos. Und alt."


Außerdem erzählte uns Paul einen Toronto-Insider. Es gibt hier eine Art "Wettermelder" auf einem Gebäude in der Innenstadt. Je nachdem in welcher Farbe und welchem Rhythmus dort die Lichter auf der Spitze erscheinen, weiß man wie das Wetter wird. Bewegen sich ie Lichter bzw. nach oben, wird es besser.


Die Stadt der Gegensätze. In jeder Hinsicht..
Danke Paul, es war wiriklich super!
Back to School.
Die ganzen Werbungen und Plakate in der Stadt haben ja schon genügend darauf hingewiesen. Der Hype darum ist teilweise auch nachvollziehbar. Schließlich hatten die Studenten - sofern sie keine Sommerkurse zu je §500/Kurs besucht haben - jetzt 4 Monate frei. Und nun ging es auch für mich wirklich wieder los.
Ich bin immer noch glücklich darüber, dass ich überhaupt hier sein darf. Es hat einfach geklappt. Ich muss nicht mal Studiengebühren zahlen ($7000/Jahr für Kanadier und sogar $20000/Jahr für Ausländer, die hier ihr komplettes Studium absolvieren) und habe hier bisher geniale drei erste Wochen gehabt. Außerdem ist mein Programm RTA (Radio and Television Arts) das beste Programm für alle Broadcasting-Dinge in Nordamerika. Das soll doch mal was heißen.
Letztendlich habe ich zwei Kurse gewechselt. In einer Vorlesung bin ich dank der Klimaanlage fast erfroren (draußen 30°C, drinnen (realistisch) geschätzte 10°C), in kurzen Hosen, es wird mir eine Lehre sein. Und selbst der 11-Stunden-Donnerstag ging irgendwie rum.
Was ist am Unterricht hier so anders? Einiges. Man duzt die Lehrer. Hört sich nach einem schlechten Witz an, schließlich gibt es hier ja nur die "you"-Form. Aber wenn sich der Dozent ausschließlich mit Vornamen vorstellt, interpretiere ich das als ein deutsches Duzen. Und die Profs haben teilweise imposante Karrieren hinter sich. Es ist eben alles etwas mehr down to earth (bodenständig). Und das liebe ich hier. Es gibt einfach keinen Unterschied. Der Manager steht neben dem Student. Der Schwarze steht neben der Weißen. Der Pakistani steht neben der Chinesin. Der Schwule steht neben der Hochschwangeren. Und es macht hier einfach nichts aus. Wie man aussieht, wie man sich gibt, was man sagt, ob man einen Akzent hat.
Außerdem läuft hier alles mehr über Termine als über irgendwelchen E-Mail-Kontakt. Hat man ein Anliegen oder Fragen an den Prof ruft man am besten ein, vereinbart einen Termin. Weniger distanziert als in Deutschland.
Weitere Unterschiede sind, dass man hier nicht 14 Wochen in die Vorlesung rennt und stumpf dem Prof zuhört und dann 2 Wochen vor den Prüfungen anfängt zu lernen. Nein, hier gibt es kontinuierliche Abgaben, Referate (die Kanadier sind supergut im Präsentieren und werden schon in Schulzeiten darauf getrimmt. Auch anders!), Lektüre, Mitmachnoten (die Kanadier stehen auf Diskussionen und individuelle Meinungen), Tests. Und deswegen teilweise gar keine finale Prüfung. Und wenn doch, dann zählen die etwa nur ein Viertel der Gesamtnote. Also. Ab morgen ist Vorbereiten angesagt. Ich freu mich sogar schon irgendwie drauf. Ich hoffe, das hält die nächsten vier Monate an :).

tiff. Kinobesuch mit Brokkoli.
Zur Zeit ist Moviefieber angesagt. Das zehntägige Toronto International Film Festival steht an. In zahlreichen Kinos der Stadt werden neue Filme gezeigt. Oft (vielleicht auch immer?!) sind dabei Regisseur und Hauptdarsteller anwesend.
So auch nach meinem Mörder-Uni-Donnerstag. Da komme ich aus meinem Vorlesungssaal und stolpere direkt zur Menschentrauben. Um den roten Teppich vorm Ryerson Theatre tummelten sich zahlreiche (Hobby-)Fotografen um Kristen Stewart ablichten zu können. Einfach total unrealistisch hier alles.
Zwei Tage drauf hab ich mich dann auch mal zu einem Film aufgemacht. Mehr spontan als geplant. Ich war gerade in der Innenstadt um für eine Tour zu den Niagarafällen zu zahlen und vertrieb mir die freie Zeit mit einem Besuch bei metro (Supermarkt). Auf dem Weg dorthin lief am Ryerson Theatre vorbei und erkundigte mich, wie das ganze Festival eigentlich funktioniert und entschloss mich kurzer Hand mich in die rush line zu setzen. Das bedeutet, dass man auf ein Ticket hofft, obwohl man vorher keins geordert hat. Wenn also sicher ist, dass einige Gäste mit Ticket nicht zum Film erscheinen, kommen die Spontanen zum Besuch. Achja. Für manche ist es die schlimmste Vorstellung alleine ins Kino zu gehen und machen sich wahrscheinlich Sorgen, wenn sie von Leuten hören, die sowas auch mal alleine machen. Wer mich kennt, weiß, dass ich solche by-my-own-Touren manchmal total gern mache. Ich hatte ja auch noch meinen Einkauf von davor dabei. Außerdem kam es mir zugute, dass ich allein unterwegs war. Denn nach einiger Zeit warten, kam eine Frau und hatte noch genau ein Ticket übrig. Gut für mich. Außerdem hatte sie sceinbar keine Ahnung, wie viel das Ticket kostete und verkaufte es mir für $15. Wie mir vorher gesagt wurde, kostete der Film eigentlich $17. Möchtegern-Schwabe hat $2 gespart ;). Mit meinem Ticket durfte ich die Anstehschlange wechseln. Ich musste zum Ende der regular line. Nach etwa 1000m Schlange verlor ich kurzzeitig die Hoffnung, alles richtig gemacht zu haben. So viele Leute können doch niemals in eine Kino?! Mir wurde aber versichert, dass ich mit meinem Ticket sicher einen Platz im 1250-Mann-Kino finden werde. Krass. Do basst jo ganz Hääne mit alle Haustiere nei.


Ich hatte übrigens komplett keine Ahnung in welchen Film ich da gehe. Letztendlich war es ein Vampirfilm. Ist jetzt nicht unbedingt meine Lieblingsrichtung, aber dafür beeindruckte mich als semi-professioneller Radio-and-Television-Arts-Student die Kameraführung, die Farben und das viele Bokeh im Hintergrund. Allein deswegen schon sehenswert.


Hauptdarstellerin Saoirse Ronan

Regisseur Neil Jordan
Picnic&Parade. Konzert in der Hockeyhalle.
Nach bester Verköstigung pilgerten hunderte Studenten durch die Innenstadt. Wir schlossen uns der GCM-Gruppe an (Graphic Communication Management). Die waren bestens mit Luftballons, Masken und Schildern ausgestattet. Auch so allerlei Gesänge wurden sich ausgedacht :).
Es war einfach mal wieder Gänsehautfeeling angesagt. Wir wurden von allen umstehenden Passanten und Autofahrern bejubelt und behupt. Jeder war gut drauf und die Stimmen wurden immer heißerer.
Als Impression, hier mein erstes Video. Sorry für die Klangquali.

Die anschließenden Konzerte schienen für die kanadischen Studenten 1A gewesen zu sein. Sie jubelten und sangen mit. Ich kannte nicht mal Sean Kingston vorher beim Namen. Wenigtens hatte ich schonmal einige Lieder gehört. Seine Show war wirklich miserabel. Man konnte vor lauter "Push you hands up, push 'em, p-p-p-p-p-p-push 'em uuuuup!" seine Hände gar nicht mehr runternehmen. Außerdem hat er seine Buddies mitgebracht. Ein Leibwächter und noch weitere Halbstarke die sich hinten auf der Bühne versammelt. Einer hatte die ehrenvolle Aufgabe, die Songs von seinem Mac abzuspielen und zwischen den Songs das Sirenen-Hup-Signal wie man es von Deichkinds Song "99 Bierkanister" kennt, ertönen zu lassen.


Achja. Der Präsident der Uni hat die ganzen Studenten begrüßt. Und wie? Im Sporttrikot und mit dem Satz "Work hard. Play hard. And enjoy the fucking next year." (Beim O-Ton des letztens Satz' bin ich mir nicht mehr ganz sicher, aber er hat auf jeden Fall einen Kraftausdruck benutzt. Und wieder mal. Down-to-earth. Wirklich ohne Unterton... aber wenn ich da an die topschnieken hohen Tiere meiner Heimatuni denke. Einfach anders.

Die gute alte ABSOLUT-Flasche.
Hält einiges aus. Auch einen Sturz von etwa einem Meter Höhe. Unfassbar wirklich. Nach dem Konzert bin ich mit den zwei Deutschen Mädels Linda, Stefanie, mit der Australierin Sacha (haben den gleichen Nachnamen) und mit Vanessa aus Singapur noch in den LCBO-Store um die Ecke gegangen. Nachdem auf dem Weg tatsächlich die klassische Braune Tüte (damit der Alkohol gut versteckt ist) gerissen ist, habe ich uns vor meinem innerlichen Auge das teure Gut schon vom Boden lecken sehen. Erstaunlicherweise hatte nur der Deckel einen kleinen Kratzer?!

Kanadas Eishockey.
Der Nationalsport schlechthin! Spontan bekamen wir noch Tickets fürs Eröffnungsspiel der neuen Sporthalle. Dabei spielten die Ryerson-Studenten gegen die von Oshawa. Die Tribüne war so gut wie voll. Mir wurde erst während der Eröffnungsprozedur klar, dass ich einfach Glück hatte. Mir war es gar nicht bewusst, dass das ein riesiges Event wird.
Es kam eine Dudelsack-Blaskapelle. Die Nationalhymne wurde live auf der Bühne angestimmt. Das Widdermaskottchen seilte sich von der Decke ab.
Und dann ging es auch schon in den ersten Minuten heftigst ab. Binnen Sekunden klebte schon die erste Spieler-Backe am Plexiglas. Kurz drauf gab's auch schon die ersten Wadschn und Hin- und Hergeschubse. Ist hier wohl normal. Laut Hockeyprofi Benny war das Spiel um einiges körperintensiver als manches DFL-Spiel in Deutschland. Die Spieler und der Puk waren teilweise so schnell, dass man gar nicht mehr folgen konnte. Für jeden Sitz gab es "clapper" (Papierklatschen). Als das Team dann auch noch gewann, flippte das Publikum aus. Adrenalin pur.



Die Animateure. Die Mädels aus der Damen-Mannschaft.


Das Frauenspiel am nächsten Tag war zugegebenermaßen um einiges langweiliger.

The Guvernment.
Dort war Ladies Night. Also kamen Linda, Vanessa, Sacha und ich kostenlos rein. Angesicht der Preise dort, hab ich mir auch nichts gekauft und wir hatten einfach so unseren Spaß dort.
Der Club ist riesig. Hat drei Floors und auch hier ist einfach die komplette Welt zu Gast. Auf der Electro-Bühne tanzen Emos neben Pakistani neben Schlipsträger neben Hipster neben Milf neben Chicks neben Ekel-Daddys neben Halbnackten.
Rundum ein super Abend.

Japanisches Dinner.
Nachdem ich mein Unikram in der Bib ausgedruckt habe und noch ein paar Uni-Besorgungen im Dollarama erledigt habe, bin eigentlich mehr zufällig zu nem International-Event gegangen. Das war eigentlich mehr an dauerhafte Studenten, die aus dem Ausland kommen (und somit horrende Studiengebühren zahlen) und hier studieren, gerichtet.
Der Workshop bietete trotzdem einige hilfreiche News. Und da hier auch mal wieder alle ziemlich offen sind, bin ich kurzerhand mit einem Franzosen und einem Trinidader noch was trinken und essen gegangen.
Einfach super hier.

Good night, folks!

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